15.05.2018 - Sehenswert “ Werther“ im “ Bronski & Grünberg“

Es lohnt sich einen Blick in die freie Theaterszene zu machen. Dort sind sehr spannende Produktionen zu sehen. Immer wieder wagen sich Künstler daran ach ihren eigenen Vorstellungen Stücke zu kreieren.

Spannend sind in etwa die Produktionen der Regisseurin Helena Scheuba und dem Schauspieler Josef Ellers. Scheuba und Ellers verstanden es bereits Shakespeare Richard III. gekonnt in Szene zu setzen ( Richard III. kompakt), nun touren sie mit Goethes Werk „ Werther“ durch Österreich Zu sehen ist das Stück u.a. im Bronski  & Grünberg im 9. Wiener Gemeindebezirk.

Ellers, welcher über eine Tanzausbildung verfügt, beeindruckt nicht nur mit seiner  Darstellung des Werthers, sondern auch mit seinen schweißtreibenden Tanz/Sporteinlagen. Scheuba und Ellers bleiben zwar Goethes Text treu. Der Text erscheint jedoch  –  in den Kontext von Facebook, WhatsApp eingebunden-  zeitlos.

Goethe verfasste die“ Leiden des jungen Werthers“ als 24 Jähriger in Form eines Briefromans.  Die erste Auflage des Romans erschien anonym. Goethe verarbeitete in diesem Roman seine platonische Beziehung zu der bereits inoffiziell verlobten Charlotte Buff.

 

In den Leiden des jungen Werthers verliebt sich Werther in  Lotte, welche mit Albert verlobt ist. Es entsteht eine platonische Dreierfreundschaft. Als Lotte und Albert tatsächlich heiraten, ist Werther verzweifelt.  Werther ist  aber auch mit seinem sonstigen Leben unglücklich. Der Job gefällt ihm nicht. Die  Borniertheit der höfischen Gesellschaft, in welcher er als Bürgerliche nur eine Außenseiterrolle spielt, stößt ihn ab. Werther  sucht Ablenkung in Gesellschaft, bei anderen Frauen.  Das alles vergrößert jedoch nur Werthers innere Leere. Bei einem treffen mit Lotte will Werther diese küssen. Das ist Lotte zu viel und sie rennt davon. Werther begeht darauf hin Suizid.

Als sich nach Lektüre des Romans etliche Leser das Leben nahmen, wurde dieses Buch lange verboten.  Das Phänomen, dass nach medialer Berichterstattung über Selbstmorde die Suizidrate in der Bevölkerung steigt, ist in der Medienpsychologie bekannt unter  dem „Werther Effekt“.  Es gibt aber auch den gegenteilig wirkenden sogenannten „Papagenoeffekt.“ Dieser beschreibt nämlich den Umstand, dass eine gewisse ( sensible) Berichterstattung über Suizide Selbstmorde verhindern kann.

Das Stück „Werther“ wirft die Frage auf, ob es hier tatsächlich um die Liebe zu einer anderen Person geht, oder nicht  vielmehr um die Suche Werthers nach sich selbst und die Verletzung Werthers, dass er sich in seiner Person nicht genug hoch gehalten fühlt

Werther: „Der Sauerteig, der mein Leben in Bewegung setzte, fehlt; der Reiz, der mich in tiefen Nächten munter erhielt, ist hin, der mich des Morgens aus dem Schlafe weckte, ist weg“.

Das Stück ist u.a. zu sehen am 5. 6 um 10.00 oder 5.6. um 19.30 im Theater Bronski & Grünberg Müllnergasse 2 in 1090 Wien.

 

www.bronski-gruenberg.at

Immer wieder gibt es Schulveranstaltungen. Die Schüler können hierbei im Anschluss an das Stück mit der Regisseurin Helena Scheuba und dem Schauspieler Josef Ellers diskutieren.