Geschichte

Der Alsergrund war seit jeher Wohngegend/Arbeitsmittelpunkt von Dichtern, Denkern, Philosophen, Ärzten, Künstlern, Rechtsanwälten, Schauspielern und Unternehmer.

Speziell im Servitenviertel, als einem Teil von Alsergrund, haben u.a. nachfolgende Persönlichkeiten gelebt( diese Liste ist natürlich noch lange nicht vollständig, und wird in weiterer Folge ergänzt werden, vermissen Sie hier eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, so freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme):

  • Armbruster Sebastian ( 1825 – 1889)

Porzellangasse 4-6, „K.k. Hofwagenfabrikant S. Armbruster,“ die Fabrik wurde 1897/98 von den Söhnen Armbrusters, Anton und Carl, in einen palaisartigen Neubau ( zwischen Porzellan- und Müllnergasse) umgewandelt. Das Unternehmen war anfangs auf das Lackieren von Karosserien spezialisiert, im 1. Jahrzehnt des 20. Jahrhundert stellte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Automobilkarosserien um.

  • Aslan Raoul ( 18886 -1958)

Strudlhofgasse 13 ( Gedenktafel). Schauspieler; Ehrenmitglied des Burgtheaters

  • Billroth Theodor ( 1829 – 1994)

Wohnhaft Kolingasse 6 und Alser Straße 20. Weltberühmter Chirurg; 1881 erstmals mit Erfolg am Menschen ausgeführte Entfernung eines Karzinoms im Magenausgangsgebiet. Musik und Kunstliebhaber ( befreundet u.a. mit Johannes Brahms und Eduard Hanslik)

  • Boltzmann Ludwig ( 1844- 1906)

Türkenstraße 3, Physiker, gilt als Pionier der Atomtheorie, klärte den Zusammenhang zwischen Thermodynamik und Mechanik, Vorkämpfer der Maxwellschen elektromagnetischen Lichttheorie

  • Burjan Hildegard Lea ( 1883 -1933)

Sozialpolitikerin, gründete Schwesternschaft „Caritas Sozialis“ in der Pramergasse zur Unterstützung armer Familien. Neubau Verena – Buben- Weg.

  • Castle Eduard ( 1875- 1959)

Sterbehaus Liechtensteinstraße 11. Germanist, Literaturhistoriker, Theaterwissenschaftler, Beschäftigte sich mit Stifter, Rossegger, Werfel, Goethe, Schiller, Raimund, Grillparzer.

  • Farkas Karl ( 1893- 1971)

Geburtshaus Grünentorgasse 12, Kabarettist, Regisseur, Schauspieler, Schriftsteller. Besuch der Realschule Glasergasse 25, 1950 Leitung des Simpl“, Live –Sendung „ Was meinen Sie, Herr Farkas?“, Doppelconferencen mit Fritz Muliar, Heinz Conrads, Maxi Böhm und Ernst Waldbrunn.

  • Freud Sigmund ( 1856- 1939)

Berggasse 19, Neurologe. Schöpfer und Gründer der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie: Wichtige Werke u.a. „ Die Traumdeutung“, „ Das Ich und das Es“. 1938 emigrierte er nach GB, wo er ein Jahr später starb.

  • Herzl Theodor ( 1860 – 1904)

Berggasse 6, Schriftsteller, Dramatiker, Feuilletonist, Erzähler, Gründer zionistische Weltorganisation. Die 1948 erfolgte Gründung des Staates Israel basiert auf Herzls Ideen.

  • Karl von und zu Liechtenstein ( 1569-1625),

Der Aufstieg des Adelsgeschlechts, begann mit Karl, der 1608, in den Fürstenstand erhoben worden ist. 1806 souveränes Fürstentum Liechtenstein.

  • Lohner Jakob ( 1821-1892)

Porzellangasse 2 ( Direktion 1876 der Firma J. Lohner & Co), Wagenfabrikant

  • Moll Balthasar Ferdinand ( 1717 -1785)

Roßau 109 ( Porzellangasse 6), Bildhauer. Nach dem Tod seines Bruders Johann Nikolaus Moll übernahm er dessen Arbeit an der Kaisergruft des Kapuzinerklosters. 1781 schuf Moll mit dem Denkmal Kaiser Franz I. das erste Reiterdenkmal Wiens.

  • Perutz Leo ( 1882- 1957)

Porzellangasse 37, Schriftsteller, Versicherungsmathematiker.

  • Porsche Ferdinand ( 1875 – 1951)

Autokonstrukteur; 1898 in der Kutschen- und Karosseriefabrik Lohner in der Porzellangasse 2 Tätig. Hier entstand 1900 die durch einen elektrischen Radnabenmotor angetriebene „Voiturette“ – System Lohner – Porsche.

  • Salten Felix ( 1869- 1945)

Sensengasse 5 ( 1899/1900,) Porzellangasse 45 ( 1903- 1907), Berggasse 13 ( vor dem Ersten Weltkrieg).

Pseudonym, eigentlich Siegmund Salzmann; auch andere Pseudonyme. Schriftsteller, Kunstkritiker, Feuilletonist. Er schrieb zahlreiche Erzählungen. Novellen und Romane ( Mutzenbacher?). Durch Walt Disney Verfilmung berühmt wurde Saltens „Bambi“.

  • Schrödinger Erwin ( 1887 – 1961)

Pasteurgasse 4 ( Gedenktafel). Mathematiker, Physiker: 1921- 1927 in Zürich, wo er die Arbeit über Wellenmechanik verfasste. 1933 erhielt er gemeinsam mit Paul Dirac den Nobelpreis für Physik. 1938 Flucht nach Dublin, nach dem Zweiten Weltkrieg Rückkehr nach Österreich. 1956 übernahm er die zweite Lehrkanzel für theoretische Physik an der Universität Wien

  • Strud(e)l Paul ( 1648-1708)

Bildhauer; 1696 erhielt er von Leopold II. den Auftrag eine habsburgische Ahnengalerie in Form von lebensgroßen Statuen anzufertigen. Der Strudlhof ist nach ihm und seinen Brüdern benannt. Er schuf mehrere Gruppen an der Pestsäule am Graben.

  • Strud(e)l Peter ( 1660 -1714)

Sterbehaus: Strudlhof. Maler, Bildhauer; 1690 erbaute er den Strudlhof. Nach dem Tod seines Bruders Paul führte er dessen Arbeit an der Habsburger Ahnengalerie fort.

  • Torberg Friedrich ( eigentlich Friedrich Ephraim Kantor) – 1908-1979

Porzellangasse 7A. Schriftsteller, Kritiker, Journalist; sein erster Roman „ Der Schüler Gerber“ ( 1930) sehr erfolgreich. 1951 kehrte Torberg aus den USA nach Wien zurück. Hier im Servitenviertel, in der Porzellangasse 7 A, entstand unter anderem sein Werk „ Die Tante Jolesch“ ( 1975).

 

Ursprung von Straßen; Ortsnamen im Servitenviertel:

Berggasse, 1862 benannt nach dem Gefälle am Ufer des Donaukanals zwischen Währinger Straße und Porzellangasse (dem Schottenberg bzw. Ochsenberg). In früheren Zeiten wurden bereits kleine Erhebungen als „Berg“ bezeichnet.

Grünentorgasse, 1862 benannt nach einem Gasthausschild „Zum grünen Tor“.

Hahngasse, 1862 benannt nach dem Gasthaus „Zum weißen Hahn“. Das Wirtshaus, in dem hauptsächlich Fuhrleute einkehrten, wurde bereits 1640 erwähnt, die Mädchen-Volksschule Hahngasse 35, nahm am 17. September 1883 ihren Betrieb auf.

Julius-Tandler-Platz, 1949 benannt nach dem Arzt und Politiker Julius Tandler (1869–1936); er gehörte in seiner Zeit zu den führenden Anatomen der Universität Wien (ab 1910). Als Sozial- und Gesundheitsstadtrat des Wiener Stadtsenats (1920–1933) errichtete er in Wien zahlreiche soziale Einrichtungen, die heute noch bestehen, wie Mütter- und Eheberatungsstellen; auf ihn geht auch das Säuglingswäschepaket für jedes Wiener Neugeborene zurück. 1923 initiierte er die Schaffung des heutigen Julius – Tandler- Familienzentrums. Gemeinsam mit dem Chirurgen Leopold Schönbauer errichtete er in Wien die erste Krebsberatungsstelle.

Mosergasse, 1874 benannt nach dem Bürgermeister Daniel Moser (1570–1639); er war dreimal Bürgermeister der Stadt Wien: 1610–1613, 1616–1622 und 1626–1637. Er besaß in der Rossau ein Schlösschen mit einem herrlichen Lustgarten, der von der Hahngasse bis zur Rossauer Lände reichte. Er unterstützte die katholische Restauration und Gegenreformation auf der Seite Kaiser Ferdinands II. Moser machte sich um die Stadt Wien so verdient, dass der Stadtrat seinen Besitz von allen Steuern und Dienstleistungen befreite.

Müllnergasse, 1886 benannt nach dem Holzhändler Leopold Müllner (1814–1871); er errichtete verschiedene Stiftungen, darunter eine für Lehrer und eine zur Verbesserung der Kirchenmusik in der Servitenkirche. Sein Wohnhaus an der Rossauer Lände 9 hinterließ er einer Stiftung für Taubstumme.

Pramergasse, benannt nach Wolf Pramer, einem Stadtgerichtsbeisitzer, der mit seiner Frau in der Roßau ein Haus kaufte und dieses durch spätere Zukäufe zu einem ansehnlichen Anwesen ausgestaltete. Der ursprüngliche Name lautete wegen der zahlreichen Küchengärten „ Gärtnergasse.“

Porzellangasse, 1862 benannt nach der Wiener Porzellanmanufaktur, die 1721–1864 hier bestand. Die Gasse hieß bis etwa 1778 Hauptgasse bzw. Landstraße. Der Name Porzellangasse ist seit 1778 in Gebrauch, auch in den Schreibweisen Porcellain-Fabriquengasse, Porcellain Gassen und Porzellaingasse.

Rögergasse, 1878 benannt nach dem Bäckermeister Paul Röger (1773–1847)- Von 1804 bis 1847 gehörte ihm das Haus Hahngasse 11. Er stiftete 1.000 Gulden zum Ankauf von Kleidern, Schuhen und Büchern für arme fleißige Kinder der Schule in der Grünentorgasse.

Schlickgasse, 1862 benannt nach dem General der Kavallerie Franz von Schlik (auch Schlick, 1789–1862); er begann seine Karriere als Leutnant in der Schlacht bei Aspern (1809) und beendete sie als Feldmarschallleutnant in der Schlacht von Solferino (1859). In den Jahren 1856–1858 ließ er an der heutigen Ecke Türkenstraße 25 und Schlickgasse 1 von Architekt Carl Tietz sein Palais Schlick erbauen.

Servitengasse, benannt (Datum unbekannt, 1778 erwähnt) nach der Kirche und dem Kloster der Serviten. 1233 gründeten in Florenz sieben Kaufleute den Ordo Servorum Mariae („Diener Mariens“), woraus dann die Bezeichnung „Serviten“ entstand. Das Servitenkloster in Wien wurde 1638 errichtet;

Verena-Buben-Weg, 1997 benannt nach der Ordensschwester Verena Buben (1900–1982), Mitglied der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis (ab 1931).

Wasagasse, 1862 benannt nach dem österreichischen Feldmarschallleutnant Gustav von Schweden (1799–1877); da er sich als Angehöriger einer abgesetzten Dynastie nicht „Prinz von Schweden“ nennen durfte, nannte er sich ab 1829 nach dem ausgestorbenen alten schwedischen Königshaus Wasa.
Sehenswürdigkeiten im Servitenviertel:

Strudlhofstiege

Auf die Strudlhofstiege zu Wien

Diese Gedicht ist vorgestellt dem berühmten Roman „ Die Strudlhofstiege“ ( Untertitel „ Melzer und die Tiefe der Jahre) von Heimito Doderer ( 5.9.1896 bis 23.12.1966)

„Wenn die Blätter auf den Stufen liegen

herbstlich atmet aus den alten Stiegen

was vor Zeiten über sie gegangen.

Mond darin sich zweie dicht umfangen

hielten, leichte Schuh und schwere Tritte,

die bemooste Vase in der Mitte

überdauert Jahre zwischen Kriegen.

Viel ist hingesunken uns zur Trauer

und das Schöne zeigt die kleinste Dauer“
Die Strudlhofstiege überbrückt die Strudlhofgasse, eine Seitengasse der Währingerstraße, und der tiefer gelegenen Liechtensteinstraße auf der Höhe des Palais Liechtenstein. Der Entwurf dieses Bauwerks des Jugendstils stammt von Theodor Johann Jaeger. Benannt wurde die Stiege nach dem Bildhauer und Maler Peter Strudel ( alias „Strudl“) welcher bei der Strudlhofstiege 1960 eine private Malerschule errichtete ( den „Strud(e)lhof“), diese Schule wurde 1705 zur kaiserlichen Akademie  und bis Strudels Tod 1714 betrieben.

( weitere Sehenswürdigkeiten folgen in Kürze)

Viel interessante Information zum Thema Alsergrund bietet die Seite des Bezirksmuseums Alsergrund, und  ist auch ein Besuch dieses Museums empfehlenswert:

http://www.bezirksmuseum.at/default/index.php?id=115